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Abstract In der vorliegenden Arbeit geht es um die Untersuchung von Translationskulturen anhand von Neuübersetzungen. Das erste Kapitel beschäftigt sich zunächst mit der Definition des Begriffs „Translationskultur“ nach Eric Prunč. Zudem wurde der Unterschied zwischen demokratischen und autoritären Translationskulturen dargestellt und es wurde auf das Modell einer demokratischen Translationskultur eingegangen. Anschließend wurden die Definition und die Zwecke von Neuübersetzungen vorgestellt. Da die Analyse der Erst- und Neuübersetzung dem Modell des Übersetzungsvergleichs von Reiss folgt, wird dies in diesem Kapitel erörtert. Zum Abschluss des Kapitels wurde das Konzept von Paratexten überblickshaft dargestellt. Im zweiten Kapitel wurde zuerst ein Überblick über den Roman „Al-Ḥarâm“ von Yusuf Idris und den Entstehungskontext der Erst- und Neuübersetzung gegeben. Dann widmete sich die vorliegende Arbeit der Analyse der Erstund Neuübersetzung durch einen interlingualen Mehrfach-Vergleich. Zum Zwecke des Vergleichs wurden sprachliche und kulturspezifische Elemente herangezogen, um die unterschiedlichen Verfahren im Rahmen von zwei verschiedenen Translationskulturen zu beleuchten. Ferner standen Auslassungen und paratextuelle Elemente als Analysekategorien. Die erste Forschungsfrage lautet: Wie gingen beide Übersetzer mit den spezifischen sprachlichen und kulturspezifischen Merkmalen des arabischen Ausgangstexts um? - Es lässt sich feststellen, dass Teweleit in der Erstübersetzung nicht immer das gleiche Niveau gehalten hat. Einige Stellen hat er richtig verstanden und korrekt wiedergegeben, während er andere Stellen entweder ausgelassen oder umformuliert hat. Dies lässt die 99 Schlussfolgerung zu, dass er möglicherweise nicht der einzige Übersetzer für den Roman war. Im Gegensatz dazu ist es Fähndrich gelungen, die meisten spezifischen sprachlichen und kulturspezifischen Stellen korrekt wiederzugeben. Die Analyse hat auch zum Ziel, die Antwort auf folgende Forschungsfrage zu finden: Manifestieren sich Abweichungen zwischen dem Ausgangstext und der Übersetzung? Wenn ja, welche und wie ist das zu begründen? - Yusuf Idris’ Schreibstil zeichnet sich dadurch aus, dass er oft eine Mischung aus Hocharabisch, Umgangssprache, Dialekten verwendet. Dies stellt bei der Übersetzung eine Herausforderung dar, da die Übersetzer nicht nur über starke sprachliche Kompetenzen, sondern auch über kulturspezifische Kenntnisse verfügen sollen. Die beiden Übersetzer haben unterschiedliche Ansätze im Umgang mit der Umgangssprache und dem Dialekt der Fellachen gewählt. Teweleit hat beispielsweise im Gegensatz zu Fähndrich einige Wörter transkribiert und ihre Erklärung in Fußnoten vermerkt. Eine Gemeinsamkeit, die beide Übersetzer teilen, ist jedoch, dass sie diesen Unterschied in ihren Übersetzungen nicht deutlich gemacht haben, wodurch ein wichtiges Merkmal von Idris’ Schreibstil verloren gegangen ist. - Ein weiteres Merkmal von Idris’ Stil ist seine Fähigkeit, aus einer Situation anschauliche Bilder zu erschaffen, die es dem Leser ermöglichen, die Ereignisse vor seinem inneren Auge lebhaft zu sehen. Dieses Merkmal ist in der Erstübersetzung nicht erkennbar. Ihre Analyse ergab, dass Teweleit dazu neigte, Umformulierungen ohne nachvollziehbare Gründe vorzunehmen. Zudem fügte er einige Stellen hinzu. Teweleit hat dabei den Stil des Autors außer Acht 100 gelassen. Im Gegensatz dazu ist offensichtlich, dass Fähndrich die Struktur der arabischen Sätze in der Übersetzung beibehalten hat. Die Eingriffe von Teweleit in den Text haben jedoch verhindert, dass der originelle Schreibstil des Autors dem Leser nähergebracht wird. - Teweleit hat einige Stellen im Originaltext ohne plausible Begründung gestrichen. Es fällt jedoch auf, dass Teweleit in einigen Kapiteln ganze Teile ausgelassen hat. Der Grund dafür könnte sein, dass Yusuf Idris in diesen Kapiteln mehrere Ideen besprochen hat, die der Ideologie der DDR widersprechen. Er thematisierte den Wandel der ägyptischen Gesellschaft nach der Revolution von 1952 sowie die positiven Auswirkungen des Gesetzes zur Agrarreform auf die Gesellschaft. Das führt zur Antwort auf die zweite Forschungsfrage: Wie können die untersuchten Übersetzungen Einblicke in die jeweilige Translationskultur gewähren? - Es lässt sich erkennen, dass die vorgenommenen Auslassungen in der Erstübersetzung absichtlich waren. Das war eine autoritäre Entscheidung, die von der Translationskultur beeinflusst wurde. Autoritäre Machthaber lenken die Denkweise der Bevölkerung durch strenge Kontrollmaßnahmen in Übereinstimmung mit ihrer eigenen Ideologie, wie es beispielsweise in der DDR der Fall war, wo die Zensurbehörde Änderungen an bereits fertiggestellten Übersetzungen vornehmen konnte. - Im Gegensatz dazu repräsentiert Fähndrich die demokratische Translationskultur. In demokratischen Gesellschaften sind alle Akteure daran beteiligt, das Konzept der Loyalität zu fördern und zu 101 entwickeln. Die Neuübersetzung fand in der Schweiz statt, wo die arabische Literatur bei Lenos Verlag einen hohen Stellenwert hat. Es stellt sich nun die Frage, warum eine Neuübersetzung überhaupt erforderlich war. Die Antwort lässt sich aus den zuvor genannten Punkten ableiten. Die Abweichungen vom Originaltext in der Erstübersetzung führten zur Notwendigkeit einer Neuübersetzung. Die Paratexte bieten einen Raum, in dem der Übersetzer seine Sichtbarkeit reflektieren kann, was als ein wichtiger Aspekt der Translationskultur gilt. Im Vorwort oder Nachwort kann der Übersetzer sein Verständnis des Werks, seine Herangehensweise, mögliche Herausforderungen bei der Übersetzung sowie zusätzliche Informationen über den Autor oder die Ausgangskultur vermitteln. Diese Informationen können dem Leser dabei helfen, die Übersetzung besser zu verstehen. Der Vergleich der Paratexte in der Erstund Neuübersetzung zeigt, dass die Leser bei der Neuübersetzung im Mittelpunkt stehen. In der schweizerischen Gesellschaft herrscht keine bestimmte Ideologie, und entsprechend möchten die Machthaber die Leser nicht kontrollieren. Fähndrich beleuchtete einige Aspekte von Idris’ Leben, wie zum Beispiel seine Kindheit, politische Haltung und charakterzüge, im Nachwort. Außerdem stellte er anderen Vertretern der arabischen Literatur wie Nagib Machfus, Taha Hussain und Dschabra Ibrahim Dschabra vor, was den Lesern die arabische Literatur näherbringt. Im Gegensatz dazu widmete sich Teweleit lediglich dem Stil von Idris im Vorwort der Anthologie. Außerdem vermerkte er nicht den Namen des Originalwerks oder der anderen in der Anthologie erwähnten Werke, was die Suche nach dem Originalwerk oder den anderen Werken erschwert. In diesem Zusammenhang sind die Paratexte von großer Bedeutung, da sie eine informative Umgebung rund um das originelle Werk schaffen. Die Paratexte 102 spielen ebenfalls eine erklärende Rolle, wie in den Fußnoten der Erstübersetzung festgestellt werden kann. Teweleit verwendete Fußnoten, um kulturelle Elemente zu erläutern, die für deutsche Leser möglicherweise nicht vertraut sind und ihnen einen umfassenderen Kontext zu bieten. Allerdings fällt auf, dass Teweleit nicht an allen Stellen Fußnoten verwendet hat. Dies bestätigt die Vermutung, dass er nicht der einzige Übersetzer für den Roman war. Es könnte auch sein, dass er bewusst darauf verzichtete, zu viele Fußnoten zu verfassen, um die Leser nicht von der Atmosphäre des Werkes abzulenken. |