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العنوان
Selbstentfremdung und Identitätssuche in dem Roman ” Die Brücke vom Goldenen Horn”
von der deutsch-türkischen Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar /
المؤلف
Moghazy, Passant Rashad Hadad.
هيئة الاعداد
باحث / بسنت رشاد حداد مغازي
مشرف / أماني كمال سيد محمد صالح
مناقش / باهر محمد الجوهري
مناقش / منال محمد السعيد سويلم
تاريخ النشر
2020.
عدد الصفحات
237 P. :
اللغة
الألمانية
الدرجة
ماجستير
التخصص
الأدب والنظرية الأدبية
تاريخ الإجازة
1/1/2020
مكان الإجازة
جامعة عين شمس - كلية الألسن - قسم اللغة الالمانية
الفهرس
Only 14 pages are availabe for public view

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Abstract

Die Selbstentfremdung und Identitätssuche in dem Roman ” Die Brücke vom Goldenen Horn” von der deutsch-türkischen Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar
Ziel der Arbeit ist es, das Motiv der Selbstentfremdung und den menschlichen Überlebenskampf eines türkischen Mädchens in einem Werk aus der deutschen und türkischen Frauenliteratur des 20. Jahrhunderts unter dem Gewicht von Migration zu behandeln. Insofern wird näher untersucht, wie sich dieses Motiv auf der inhaltlichen sowie auf der formalen, erzähltechnischen Ebene widerspiegelt und wie diese Migrationserfahrung einen starken Einfluss auf die kulturelle Identität der Gastarbeiterin hat. Außerdem setzt sich die Arbeit zum Ziel, die kulturellen Konflikte zwischen den Westen und Osten in Bezug auf den persönlichen und gesellschaftlichen Umgang mit dieser Migrationserfahrung und deren Auswirkungen herauszuarbeiten.
Die Arbeit beruht auf Ansätzen, die im Bereich der postkolonialen Literaturtheorie angesiedelt sind, die sich mit den soziokulturellen Aspekten des Lebenszusammenhangs im Gastland auseinandersetzt, durch ein gesellschaftskritisches Engagement gekennzeichnet ist und die Inhalte der literarischen Texte in Bezug auf die Darstellung der Migrationserfahrung analysiert. Dabei reicht das Spektrum der Interpretationsstrategien von narratologischen Ansätze bis zu soziokulturellen Ansätzen.
Die vorliegende Arbeit beginnt mit einer Einleitung und gliedert sich in vier Kapitel:
In der Einleitung werden Auswahl dieses Themas, Zielsetzung der Arbeit, Fragestellungen, Forschungsmethode sowie Aufbau der Arbeit dargestellt.
Im ersten Kapitel wird die literarische Verarbeitung des Themas Migration in der Literatur im Allgemeinen näher untersucht. Das Kapitel beginnt mit der Darstellung der sozio-politischen Gründe der Migration und ihrer Konsequenzen auf den Migrant. Darüber hinaus beschäftigt sich das Kapitel mit den theoretischen Bedeutungen der Selbstentfremdung, Integrationsproblematik und Hybridität. Dann richtet sich die Aufmerksamkeit auf das Theorie Postkolonialismus von Homi Bhabha. Danach wird das Hauptaugenmerk auf die deutschsprachigen AutorInnen in dem Bereich der Migrationsliteratur gelenkt.
Im zweiten Kapitel wird zentral auf den Schwerpunkt meiner Analysen Bezug genommen. Dieses Kapitel beinhaltet die Auseinandersetzung mit der Situation türkischer Migranten in Deutschland anhand des Romans „Die Brücke vom Goldenen Horn“, ebenso erläutert, welche Schwierigkeiten es beim Integrationsprozess türkischer Migranten in die deutsche Gesellschaft gibt. In dieser Hinsicht beschäftigt sich dieses Kapitel hauptsächlich mit den verschiedenen Barrieren, nämlich die Vorurteile, die Stereotypen und Klischee über die Migranten, die Sprache, die eine maßgebliche Rolle im Bezug auf den Integartionsprozess der Migranten anhand des Romans spielen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen auch die wesentlichen Mittel, die die Protagonistin verwendet, um ihrem Selbstentfremdungsgefühl zu widerstehen, wie das sofortige Lernen der deutschen Sprache, das Behandeln mit verschiedenen Männern, das Schreiben, das Lesen, das Studium, die Reisen, das epische Theater von Bertolt Brecht und die sexuelle Emanzipation. Dann findet sich eine Schilderung der einhergehenden und seelischen Veränderungen. Daneben wird näher verfolgt die kulturellen Konflikte zwischen den Westen und Osten. Darüber hinaus richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Beweggründe für die Migration, wie die Schauspielsfreude, die uneingeschränkte Liebe zu dem Theater.
Darüber hinaus wird untersucht, wie das Motiv der Selbstentfremdung auf der strukturellen und erzähltechnischen Ebene seinen Niederschlag findet. Insofern richtet sich die Aufmerksamkeit auf den Romanaufbau und die Handlungsstruktur, der Beginn, das Ende, die Erzählform, den Erzählerbericht und die Symbolik und die neue rekonstruierte Identität der Protagonistin.
Das dritte Kapitel beginnt mit einem Überblick über den Dramatiker Bertolt Brecht und seine Werke und zeigt dabei seine intensive Beschäftigung mit den Problemen der Gesellschaft und Entfremdung sowie mit dem Konflikt zwischen der Gesellschaft und dem Individuum auf. Nach diesem Überblick steht nicht nur eine Zusammenfassung des Brechts Dramentheorie, sondern auch richtet sich das Hauptaugenmerk auch darauf, wie sich diese epischen Elemente und deren sprachlichen und politischen Einfluss auf die Protagonistin widerspiegeln.
Die in der Arbeit erreichten Ergebnisse werden am Ende meiner vorliegenden Arbeit im vierten Kapitel zusammengefasst:
Die Beziehung zwischen der Migrationserfahrung und dem Schreiben
Das Schreiben zählt in dem Roman zu den wirksamen Integrationsmitteln. Die Autorin erzählt von ihrem Leben seit ihrer Migration nach Deutschland. Sie nimmt also ihre persönlichen Erfahrungen zum Ausgangspunkt ihres Schreibens. Durch die Literarisierung dieser Erfahrungen öffnet sie dem Leser die Welt von migrierten Frauen und lassen ihn sie während der unterschiedlichen Phasen begleiten und ihre körperlichen und seelischen Beobachtungen sowie ihre ständigen Versuche zur Überwindung dieses Selbstentfremdungsgefühls miterleben. In diesem Zusammenhang zeigt sich die große Rolle der Literatur bei der ganzheitlichen Beschreibung des Lebens der Migranten und ihrer Gefühle während der Migrationsreise.
Die Beziehung zwischen der Migrationserfahrung und dem Lesen
Neben dem Schreiben spielt das Lesen bei Emine Sevgi Özdamar eine wichtige Rolle bei der Integration im Gastland. Die Protagonistin versucht am Anfang dadurch, die türkischen Traditionen zu bewahren und ihre körperlichen und seelischen Fremdheit zu überwinden, indem sie sich neuen Welten öffnet und unterschiedliche Bücher liest, ganz weit weg von der Welt der Fremdheit, in die sie eintritt. Sie findet zwar in dem Lesen eine Zuflucht vor dem Selbstentfremdungsgefühl, aber für die Hauptfigur ist es daneben seit ihrem Aufenthalt in Berlin ein Mittel zu einer Zuflucht vor ihrem gesellschaftlichen Lebensraum. In dieser Hinsicht trägt das Lesen zur Entwicklung der Persönlichkeit der Protagonistin bei und führt dazu, dass sie eine kenntnisreiche Frau mit einer neuen bikulturellen Identität wird.
Spuren des Theaters und dessen Einfluss auf die Sprache
Die Sprache der Protagonistin ist eine hybride Sprache, die einerseits als künstlich angesehen werden kann, aber auch an die Alltagssprache vieler türkischer MigrantInnen in Deutschland erinnert. Diese Nähe zu der Alltagssprache mit einer gewissen Form der Verfremdung ist eine weitere Forderung Bertolt Brechts für sein Episches Theater, das Emine Sevgi Özdamar nachzukommen scheint. Dabei werden in vielen Passagen im Roman Formen der Mimikry spürbar, ein inszeniertes Nachahmen und Sprechen anderer.
Mit Brechts Mitteln der Inszenierung, der Verfremdung, dem Prinzip der Metaphern, der Mimikry und der allgemeinen Wiederholung und Beobachtung benützt Özdamar Werkzeuge zur Darstellung eines transkulturellen Lebens und inszeniert sie so Spuren der sogenanten Transkulturalität.
Konzentration auf die persönliche Erfahrung des Individuumes versus intensive Beschäftigung mit der Migrationserfahrung
In ihrem Aufenthalt in Berlin konzentriert sich die Hauptfigur fast ausschließlich auf ihre persönliche Erfahrung mit der Migrationserfahrung und befasst sich mit ihren eigenen Erlebnissen während der unterschiedlichen Phasen der Selbstentfremdung. Die Analyse dieses Werkes wurde die These zugrunde gelegt, dass diese persönliche Erfahrung der geographisch-kulturellen Fremde der Protagonistin in erster Linie
eine Reise in das Innere des Einzelnen bedeutet. Sie belastet, wenn der Betroffene diese innere Reise aus verborgenen Gründen nicht unternehmen kann. Fremde kann auch vor allem eine Chance sein, vorausgesetzt, diese Fremdheitserfahrung ist nicht durch Vertreibung oder Zwangslagen bedingt. Diese vorliegende Arbeit erwies sich also insofern als problematisch, als die Fremdheitserfahrung der Protagonistin des untersuchten Werkes durchaus jeweils einen politisch schwierigen und traumatisierenden Hintergrund hat. Die Protagonistin selbst thematisiert ihr selbst jedoch kaum. Sie zeigt sich im ganzen Roman als eine sozial engagierte, gesellschaftsbewusste Schriftstellerin, die sich viel stärker mit den Problemen ihrer Gesellschaft beschäftigt.
Dieses biographische Werk bestätigt, dass die persönliche Geschichte des Einzelnen und sein individueller Umgang mit den verschiedenen kulturellen Einflüssen entscheidend sind. Der Roman thematisiert nicht in erster Linie ‚türkisch-deutsche‘ Inhalte, auch, wenn das Leben mit den verschiedenen Kulturen zum Schreiben führt. Vielmehr erzählt dieses literarische Werk von innerer Fremdheit, die durch die äußeren Umstände deutlicher wird. Es erzählt auch die Möglichkeit eines positiven Umgangs mit verschiedenen Kulturen, wenn auch am Anfang der Erfahrungen Einsamkeit und Fremdheit stehen.
Identitätssuche als ein strukturbildendes Element
Im Laufe des Romans ist die Protagonisten immer mehr auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Die Autorin verkörpert stets der Ich-Erzähler die Identitätssuche. Sie wird mit einem fremdkulturellen Gegenüber konfrontiert, in dessen Spiegel ihre eigene Identität greifbar wird.
Durch Literatur und Theater begegnet die Hauptfigur sich selbst, ihrer Herkunftskultur und ihrer Muttersprache neu. Mit der Sprache des Theaters und der deutschen Sprache baut sich die Protagonistin ein neues zweites Netz für ihre Identität auf. Alle Bilder, Szenen, Erinnerungen, Sprachen und Wörter, die sie während ihrer Migrationsreise gesammelt hat, konstruieren ihre neue bikulturelle Identität.
Beginn
Im Roman zeichnet sich der Beginn durch das Konzept der Beobachtung der Umwelt, des Ortes und der Zeitangabe in Deutschland „Stresemannstraße“ den unmittelbaren Einstieg in die Handlung aus. Die Protagonistin beginnt unmittelbar mit den Auswendiglernen der Schlagzeilen. Dadurch stellt diese junge Frau, die über das neue Leben in einem Gastland schockiert ist, ihre neue Begegnung und Erfahrung als eine Migrantin und die unerwartete Wende in ihrer Identität erzähltechnisch dar.
Diese große erfahrene Weltbürgerin bestimmt also das Hauptmittel zur Integration, bevor sie von ihrer eigenen Erfahrung mit der Fremdheit erzählt: Integration durch das Lesen der Schlagzeilen.
Ende
Der Roman endet mit einem offenen Ende. An diesem Ende gewinnt die Angabe vom Raum mit der abgebauten Brücke eine symbolische Bedeutung: Vieles wird anders und besser als bisher sein. Während die Ich-Erzählerin im Zug nach Berlin sitzt, gibt der Entscheidung die Heimat „Istanbul“ zu verlassen einen nahezu historischen Sinn und bekräftigt ihr das Wort „Ja“, mit dem der Roman zu Ende geht. An diesem offenen Ende klingt dieses „Ja“ doppeldeutig; es ist die Antwort der Hauptfigur auf eine sich hypothetisch stellende Frage nach einem Neubeginn, es steht auch für ein Bekenntnis zu ihrem bisherigen Leben. Dieses Ende signalisiert ein Noch-Nicht-angekommen-Sein in der Prozessualität des Lebens.
Das offene Ende lässt viele Wege offen und gleichzeitig ankündigt auch einen weiteren Weg und einen Neubeginn, aber ohne das alte Leben zu negieren.